8 gemeine Tricks „seriöser“ Agenturen

Sehr, sehr viele der Anfragen, die wir als Internetagentur erhalten, haben zwei Dinge gemeinsam:

1) Der Kunde weiß, dass er im Bereich Internet und Marketing etwas tun sollte.
2) Der Kunde selbst versteht nichts oder nicht viel von Internet und Marketing.

Und das ist im Grunde ja normal so. Dass Sie als Kunden einer Agentur nicht genau wissen, wie das alles funktioniert, darf ruhig so sein. Ansonsten wären wir bei Webfeinschliff ja arbeitslos – und sie könnten alles selbst machen. Genau dafür suchen sich Unternehmen ja Internetagenturen – als Spezialisten, die sie beraten und betreuen können.

Ein großes Problem wirft dieser Umstand aber leider auf: Dadurch, dass es von außen so schwer ist, die Arbeit von Werbe- und vor allem Internetagenturen einzuschätzen, können Agenturen ihre Kunden (wenn sie wollen) so richtig über den Tisch ziehen.

Wie aufwändig ist eine Website wirklich? Wie funktioniert Social Media? Was kann man mit Facebook Ads machen? Welche Kosten für Suchmaschinenoptimierung sind angemessen? Diese Fragen sind als Außenstehender extrem schwer einzuschätzen.  Oft erfolgt die Entscheidung für oder gegen eine Agentur dann danach, welcher Dienstleister den Anderen um 200 Euro unterbietet- oder schlichtweg nach Bauchgefühl. Wenn die Agentur dann gar nicht so kompetent ist, wie ihr Vertriebler gewirkt hat – Pech. So manch unseriöse Agenturen machen mit ihrer Arbeitsweise das Vertrauen der Unternehmen in alle anderen Agenturen kaputt.

„Ein hartnäckiger Begleiter der Erkenntnis ist die Unwissenheit über die eigene Unwissenheit.“

– Stanisław Lem

Deshalb möchten wir hier auf ein paar ganz gemeine Tricks hinweisen, die Agenturen gerne nutzen, um seriös zu wirken, aber in Wirklichkeit den Kunden hinter’s Licht führen.

Ein einziger, solider Preis im Angebot wirkt verlässlich. Die Agentur weiß offensichtlich, wie das Projekt einzuschätzen ist. Oder? Wir können aus Erfahrung sagen: Es gibt so viele Faktoren, die insbesondere bei Online-Projekten den Aufwand beeinflussen, dass es unmöglich ist, einen konkreten Preis von vorneherein festzulegen. Es können technische Schwierigkeiten auftreten, Sie als Kunde könnten viele eigene Ideen und Änderungswünsche haben, die Arbeitszeit brauchen, etc. Wenn Ihnen ohne Aufschlüsselung ein Pauschalpreis genannt wird, seien Sie sich sicher: Da wurde hier seitens der Agentur viel Puffer eingerechnet, um kein Minusgeschäft zu machen.

Alternativ: Wenn Agenturen gerade eine sehr gute Auftragslage genießen und deshalb nicht auf eine Zusage angewiesen sind, nutzen sie diese Situation oft aus, indem sie überteuerte Pauschalangebote anbieten, frei nach dem Motto „Wir können es und ja erlauben“.

Eine seriöse Agentur wird einen Stundensatz kommunizieren, sowie eine Einschätzung der voraussichtlich benötigten maximalen Arbeitszeit. Sie wird letztendlich nur tatsächlich angefallene Arbeitszeit abrechnen, statt einem Pauschalbetrag. Eine Agentur sollte außerdem eine genaue Aufschlüsselung der geplanten Arbeitsschritte inkl. Zeitaufwand bereitstellen, damit Sie als Kunde nachvollziehen können, wie aufwändig welcher Arbeitsschritt ist.

Moderne Websites basieren auf einem Content-Management-System (kurz CMS). Manche Agenturen verkaufen Kunden gerne ein von ihnen eigens programmiertes CMS. Als Gründe dafür werden zum Beispiel die vielfältigen Möglichkeiten den Systems genannt und mehr Individualität.

Wir sagen: Quatsch. Moderne bestehende Systeme sind technologisch auf allerhöchstem Stand, im Design extrem flexibel und können alles, was Sie auf Ihrer Website brauchen werden. In der schlimmsten Not ist es immer noch günstiger für Sie, eine Ergänzung zu einem bestehenden System programmieren zu lassen, als ein komplett Neues. Die einzigen Situationen, in denen eigens entwickelte CMS sinnvoll sind, sind bei sehr großen Webprojekten, bei denen sehr viel Traffic erwartet wird. Agenturen, die solche selbstgemachten Systeme an kleine oder mittelständische Unternehmen verkaufen, haben dafür aus unserer Sicht nur zwei Gründe: Erstens, sie haben bereits ein CMS gemacht und diese Arbeitszeit rechnet sich natürlich mehr, je mehr Kunden es ihnen abkaufen. Zweitens, keine andere Agentur wird sich trauen, mit einem fremden System zu arbeiten – Sie sind als Kunde gebunden.

Es gibt einige sehr gute, etablierte Systeme, wie beispielsweise WordPress. Diese Systeme sind weltweit anerkannt und enthalten regelmäßige Updates, die Datensicherheit und technologische Aktualität garantieren. Außerdem kann jede Agentur, jeder Nutzer der sich einarbeitet etc. sie bedienen. Wird eines dieser Systeme beim Aufbau Ihrer Website genutzt, dann sind Sie frei, Änderungen von jeder Agentur oder jedem Freelancer, den Sie möchten, umsetzen zu lassen.

An diesem Satz tut uns so viel weh, dass wir gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen. Zuallererst: In der Suchmaschinenoptimierung ist niemals irgendetwas garantierbar. Google und Co. ändern ihre Algorithmen laufend, immer wieder tauchen neue technologische Entwicklungen auf, die es zu beachten gilt, Ihre Konkurrenz könnte plötzlich ein riesiges Budget in ihr Marketing stecken und Sie überholen. Wer hier Ranking-Plätze „garantiert“ (vor allem innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums) der lügt entweder, oder arbeitet mit illegalen Methoden, die besser nicht auffliegen sollten. Außerdem: Es ist in der Tat einfach, Sie mit irgendwelchen unnützen Suchbegriffen auf Platz 1 der Google-Suchergebnisse zu bringen. Was nutzt es Ihnen aber, wenn Sie unter Begriffen gefunden werden, die überhaupt niemand sucht? Sie würden ja auch kein Geld für ein Werbeplakat ausgeben, das hinter einen riesigen Gebüsch hängt.

Insbesondere wird auch bei der Suchmaschinenwerbung getrickst – gerade große Agenturen richten gerne einmalig eine Google-Adwords-Kampagne ein, lassen diese ohne wirkliche Betreuung weiterlaufen und berechnen hierfür monatliche Gebühren.

Eine seriöse Agentur wird Ihnen erklären, dass Suchmaschinenmarketing eine nachhaltige Investition ist, die sich über Monate hinweg aufbaut und langfristig auszahlt. Die Agentur wird Ihnen außerdem Zahlen vorlegen: Sowohl zu den Suchvolumen und der Sinnhaftigkeit der Suchbegriffe als auch zu den Aktivitäten der Konkurrenz.

… klingt doch nett. So ein guter Service. Das Problem ist nur: Für jeden neu eingepflegten News-Artikel, für jede abgeänderte Überschrift und für jedes ausgetauschte Bild läuft bei der Agentur die Uhr – und irgendwann kommt eine Rechnung. Wenn Sie, nachdem Ihre Website erstellt wurde, selbst überhaupt keinen Zugriff darauf haben, dann versucht die Agentur schlicht und ergreifend, noch etwas extra zu verdienen. Nur bei strukturellen Änderungen sollten Sie die Unterstützung der Agentur in Anspruch nehmen müssen.

Eine seriöse Agentur wird am Ende des Webprojektes idealerweise einen Workshop halten, in dem Sie Ihnen erklärt, wie Sie eigenständig Texte, Bilder und Co. auf Ihrer Website ändern können. Bei einem Webshop sollten Sie auch in der Lage sein, selbstständig Produkte einzupflegen, Preise abzuändern usw. Wurde ein gutes CMS verwendet, sollte das gar kein Problem sein.

Wenn Sie eine Website, Social Media Betreuung, ein paar Flyer oder Suchmaschinenmarketing bei einer Agentur anfragen, Ihre Vorstellungen äußern und als Antwort einfach nur ein „OK, machen wir“ hören – bitte werden Sie misstrauisch. Als Agentur ist man der Spezialist für Marketing, Online-Maßnahmen usw. und sollte deshalb immer auch als Berater fungieren. Manch Unternehmen, welches eine „SEO-Anfrage“ stellt, informiert sich eigentlich nach einer SEA-Dienstleistung. Manche Firmen, die eine Website anfragen, bräuchten aufgrund Ihres Angebotes viel dringender einen guten Social Media-Auftritt. Sie als Unternehmen sind auf Ihren Fachbereich spezialisiert und können gar nicht alle Möglichkeiten, die es Online gibt, kennen. Wir als Internetagenturen sind da um Ihnen unseren Fachbereich näher zu bringen.

Eine seriöse Agentur wird nach Ihren Gründen für die angefragte Maßnahme fragen. Sie wird wissen wollen, welche Ziele Sie damit verfolgen. Wenn eine seriöse Agentur aus Erfahrung glaubt, dass die angefragte Maßnahme so für Sie nicht zielführend ist, dann wird sie das äußern. Sie wird versuchen, Sie so zu beraten, dass Sie letztendlich eine wirklich nützliche und profitable Lösung erhalten – nicht einfach die, die Sie angefragt haben.

Im Zeitalter des Internets muss nicht alle Kommunikation persönlich ablaufen. Und das ist auch gut so! Skype, Telefon, Dropbox, E-Mail und Co. erleichtern und beschleunigen die Arbeit. Wenn eine Agentur nur sehr ungern anders als auf dem Schriftweg kommuniziert, dann kann das unter Umständen jedoch ein Grund zur Sorge sein. Insbesondere, wenn die Kommunikation mit der Grafikabteilung oder dem Webentwickler explizit nicht direkt telefonisch ablaufen soll. Dann nämlich ist es durchaus möglich, dass diese Abteilung irgendwo nahe Delhi sitzt und aus unterbezahlten indischen Mitarbeitern besteht. Viele Agenturen nutzen heutzutage das Internet, um die eigene Arbeit auszulagern. So zahlen Sie den deutschen Agentur-Stundensatz, die Agentur selbst bezahlt jedoch keine reguläre Arbeitskraft vor Ort, sondern eine günstige Aushilfe aus dem Ausland.

Im Allgemeinen sind kurze Kommunikationswege von Vorteil. Wenn Sie können, sprechen Sie jedoch insbesondere zu Beginn der Zusammenarbeit am besten direkt mit den an Ihrem Projekt beteiligten Personen: Erklären Sie dem Grafiker Ihre Vorstellungen vom Design und erklären Sie der Social-Media-Verantwortlichen, welche Probleme Sie in Facebook bisher hatten. Ideal ist dabei natürlich immer noch der persönliche Kontakt, aber auch eine Videokonferenz oder ein Telefonat sind in Ordnung. Die Agentur sollte ja auch ein Interesse daran haben, Sie kennen zu lernen, um Ihre Vorstellungen möglichst gut umsetzen zu können.

Hosting inklusive – wer hätte nicht gerne ein Gesamtpaket von seiner Agentur? Das kann jedoch problematisch werden. Zu oft haben eigene Server von Agenturen technische Fehler und sorgen für Komplikationen. Dazu kommt aber noch ein ganz anderer Faktor: Viele Unternehmen fühlen sich durch ein Hosting auf dem Server der einmal ausgewählten Agentur verpflichtet, bei dieser zu bleiben. Zudem bekommen sie oft nicht einmal die grundsätzlichen Zugangsdaten zur Verfügung gestellt, sodass sie nicht einmal selbstständig ihre E-Mail-Adressen anlegen und verwalten können. Agenturen vergessen dabei gerne zu erwähnen, dass die Website voll und ganz dem Kunden gehört und deshalb rechtlich keinerlei Bindung besteht.

Ein externes Hosting bei einem großen, etablierten Anbieter bringt viele Vorteile mit sich: Zuverlässige Technik, regelmäßige Wartung, 24h-Support bei Problemen. Sollte eine Agentur sich weigern, mit einem solchen Anbieter zu arbeiten, dann ist dies möglicherweise nur ein Versuch, Sie psychologisch an die Agentur zu binden.

Wir waren geschockt, als wir letztens erfahren haben, dass manche Agenturen tatsächlich solche Angebote machen: „Sie zahlen die nächsten 24 Monaten jeweils eine Rate von 300€ für Ihre Website“. Erstens: Mamma Mia, das ist dann aber hoffentlich auch eine echt aufwendige, komplexe Website – für 7.200€. Zweitens: Sollte die Zahlung irgendwann einmal nicht kommen, ist die Website sofort weg. Drittens: Warum zwei Jahre? Was genau rechtfertigt diese Zeitspanne? Der Aufbau der Website

Letztendlich ist es ein Leasing-Vertrag für ein virtuelles Gut. Sie verpflichten sich dauerhaft, können bei Unzufriedenheit nicht zu anderen Anbietern wechseln. Eine klassische „Schuldenfalle“, die dazu verführt, eine zu teure Website zu kaufen, weil die zu bewältigenden Kosten aufgeteilt nicht so schlimm erscheinen.

Aus unserer Sicht kann man eine solide, professionelle Website ab circa 2.000€ umsetzen. Und, ganz wichtig, aus unserer Sicht muss sich eine Website lohnen. Das heißt: Wenn Ihr Unternehmen so „klein“ ist, dass 2.000€ eine nicht zu bewerkstellende Investition sind, dann brauchen Sie eventuell auch gar keine Website. Lassen Sie sich nicht auf eine Raten-Regelung ein, sondern arbeiten Sie mit einem selbst erstellten Facebook-Profil, einem sehr simplen Onepager oder Ähnlichem. Sollten Sie aber eine Website wollen und brauchen, dann sprechen Sie mit einer Agentur, die Ihnen ein auf Ihr Budget zugeschnittenes Angebot macht.

Ausnahmen gibt es natürlich immer. Und nicht jede Agentur, die eine dieser oben genannten „Maschen“ nutzt, tut das bewusst mit böser Absicht. Letztendlich ist Marketing, insbesondere Online-Marketing, geprägt von einer Vielzahl an unterschiedlichen Unternehmen, Agenturen, Herangehensweisen und Meinungen. Der Dienstleister, den Sie hierfür wählen, sollte seine Arbeit so gut er kann erklären und für Sie transparent halten. Es ist und bleibt jedoch ein sehr komplexes Fachgebiet, das von außen schwer durchschaubar ist.

Deshalb ist es letztendlich das Wichtigste, dass Sie für sich selbst eine Agentur auswählen, mit der Sie ein gutes Gefühl haben, auf Augenhöhe arbeiten können und der Sie Ihr volles Vertrauen schenken können. Wir hoffen, dieser Artikel konnte Ihnen dabei eine Hilfestellung bieten, die seriösen von den „seriösen“ Dienstleistern zu unterscheiden.